FÖJ: Ein Klebestreifen kommt selten allein
13. November 2023

Foto: BGHamburg / Christine Kreuzkam
Im Keller der Uni sind Leichen begraben. Also Pflanzenleichen. Und zwar fast zwei Millionen! Das ist das Herbarium Hamburgense. Aber wie kommen die dort dokumentierten Pflanzenbelege dort hin und wie werden sie präpariert? Für eine der Sammlungen im Botanischen Garten haben wir diesen Prozess begleitet.
Text: Vera Schmid und Emila Heidorn
Herbarien sind im im Grunde genommen große Sammlungen von pflanzlichem Material, welches für Zwecke der Forschung oder Pflanzenbestimmungen genutzt werden. Dafür werden Belege verliehen, getauscht oder sogar versteigert. Weltweit gibt es knapp 3000 große Herbarien, eines davon befindet sich im ehemaligen Luftschutzraum des Standorts Klein-Flottbeck der Universität Hamburg.
Da das Herbarium Hamburgense und der Botanische Garten eng kooperieren, konnten wir im Oktober und November immer wieder mit dem Herbarium zusammenarbeiten. Wie die meisten botanischen Gärten unterhält der Loki-Schmidt-Garten neben den begehbaren Parkanlagen auch wissenschaftliche Sammlungen. Eine dieser Sammlungen ist eine Dahlien Sammlung die seit 1999 in Kooperation mit dem Botanischen Garten der Universidad Nacional Autónoma de México (UNAM) zusammengetragen wurden. Diese Sammlung sollte nun auch in das Herbarium Hamburgense aufgenommen werden. Der erste Schritt zur Entstehung von Herbarbelegen war das Sammeln von Teilen der Dahlienpflanzen und das Pressen dieser Exponate. Blattvorderseite, Blattrückseite, Blütenvorderseite, Blütenrückseite und am besten auch noch die Früchte. Ehrlich gesagt funktioniert das ganze genauso wie in der Schule. Naja, vielleicht ein bisschen größer. Wenn die Belege getrocknet sind, werden sie mit kleinen Papiersteifen auf einem Pappbogen befestigt, mit Stempel versehen und natürlich mit ganz vielen Infos bestückt. Warum aber betreibt man so viel Aufwand? Würde nicht ein Scan oder ein Foto reichen? Nein, natürlich nicht, für Pflanzenbestimmungen sind teilweise Untersuchungen unter dem Mikroskop oder DNA-Vergleiche notwendig und dafür braucht man dann die Teile der echten Pflanze.
Foto: BGHamburg / Christine Kreuzkam