Ausbildung: Exkursion zu Jelitto Staudensamen und Orchideen Wichmann
22. November 2024

Foto: Tim Thielen
Regelmäßige Exkursionen zu anderen Bertrieben sind fester Bestandteil der Ausbildung im Botanischen Garten. Abläufe, Schwerpunkte und Herausforderungen anderer Einrichtungen kennenzulernen ist ein wichtger Blick über den eigenen Tellerrand hinaus und ermöglicht vielfältige Einblicke in andere Arbeitsbereiche.
Text: Tim Thielen und Lihuen Eder
Am 21. November 2024 trafen wir Azubis uns mit unserer Ausbilderin früh am morgen, um gemeinsam auf Exkursion zu gehen. Gleich zwei Betriebe standen auf unserer Besuchsliste: Zuerst Jelitto Staudensamen und danach Orchideen Wichmann. Auf zwei Firmenbusse verteilt fuhren wir los nach Schwarmstedt, wurden nach der Ankunft bei Jelitto von einem leitenden Angestellten in Empfang genommen und zunächst begrüßt. Es folgte eine kleine Zusammenfassung der Geschichte des Betriebes und das Einblicke in einige Daten und Fakte.
Als Erstes wurde uns der Dreschraum von der leitenden Gärtnerin vorgestellt, in welchem sich diverse Gerätschaften zur Saatreinigung befinden. Am meisten werden dort die Dreschmaschinen mit austauschbaren Sieben verwendet. Sie dienen in erster Linie dazu, die Saat von Spelzen und anderen Pflanzenteilen zu trennen. Für die dann gewonnene Saat gibt es mehrere Möglichkeiten, wie sie weiterverarbeitet werden, denn obwohl die Saat vom Spelz getrennt wurde, kann sie immer noch verunreinigt sein, insbesondere durch Saatunkräuter und Sand oder Steinchen. Außerdem verfügt der Betrieb über eine Art „Trennrüttler“, der Samen nach Formen sortieren kann. Er besteht aus einer angeschrägten Metallplatte mit kleinen Vertiefungen in denen sich beim Rütteln die runden Körner in den Vertiefungen verfangen, während die anders geformten darüber hinweggleiten. Zudem stellte sie mehrere weitere Reinigungsmethoden von Hand vor wie Beispielsweise das Hochdrehen und Schwingen, die wir anschließend unter Anleitung selber probieren durften.
Anschließend wurden wir durch den Versandbereich geführt, wo Angestellte Bestellungen entgegennehmen, diese zusammenstellen, verpacken und anschließend versenden. Jelitto hat sich speziell mit der Reinheit und Qualität des Saatgutes weltweit einen Namen gemacht. So wird Saat in die ganze Welt verschickt und entsprechend geschäftig war auch das Arbeitsklima.
Ein weiterer interessanter Bereich war das Labor. Hier werden regelmäßig Keimversuche gemacht, um die Qualität des Saatgutes gewährleisten zu können und vor allem um möglichst detaillierte Aussaatanleitungen ausstellen zu können. Wer den Jelitto Katalog kennt, weiß um die langen Aussaathinweise Bescheid, hier entstehen sie.
Zu guter Letzt schauten wir uns einen der Kühlräume an. Mag für manche Leute etwas statisch wirken, man muss sagen, dass es für uns als angehende Gärtner ganz schön beeindruckend war, solche Mengen an Saatgut zu sehen. Schließlich ist es dann doch etwas befremdlich einen 25 kg Sack mit Enziansaatgut in der Hand zu halten.
Nachdem es bei Jellito leckeren Kuchen und Kaffee gab, machten wir uns mit den zwei Firmenbussen auf den Weg zum Orchideenzentrum Wichmann in Celle. Wir liefen in den Verkaufsraum und erblickten dort direkt einen kleinen Tisch mit Orchideen Naturformen. Begrüßt wurden wir von einer wunderschönen Psychopsis papilio mit ihrer riesigen Orangeroten Blüte, welche für uns Azubis aber leider unerschwinglich teuer war. Daneben stand ein riesiger Mehrgattungshybriden Tisch mit Orchideen, die kaum noch als solche erkannt werden konnten und ein Phalenopsis Tisch, um den sich die Rentner tümmelten. Es gab zudem noch einige Begonien, Paphiopedilum, Vanda, Odontoglossum und Oncidium die auf den jeweiligen Tischen präsentiert wurden.
Wir wurden von Herrn Wichmann abgeholt und erst einmal in den Verpackungsraum geführt, wo uns die lange aber interessante Geschichte des Betriebes erzählt wurde. Nun wurde es besonders spannend da wir in das erste Gewächshaus geführt wurden. Haus Nr. 14 war randvoll mit Paphiopedilum (Frauenschuh) gefüllt die bei einer Temperatur von 18-20° auf 707m2 gehalten werden. Als erstes sahen wir Züchtungen und Primärhybriden, viele davon in Blüte, in der Mitte des Gewächshauses sahen wir dann aber eine Ecke mit unverkäuflichen Naturformen, die zur eigenen Züchtung verwendet werden. So z.B wundervolle Paphiopedilum esquirolei, Paph. sanderianum und Paph. charlesworthii und Paph. fairrieanum, die man sonst nur aus Büchern kennt.
Weiter ging es in ein Gewächshaus, in dem hauptsächlich Multihybriden standen, von denen leider kaum welche in Blüte standen. Mein Highlight dort waren zwei kleine Tische mit Masdevallia und Dracula Orchideen. Wegen der kleinen Tische und mini Pflanzen musste man sich sehr herunterbücken, doch dies lohnte sich da man bei genauem Betrachten der Dracula felix, Drac. simia und Drac. gigas Blüten deutlich die Affengesichter darin sehen konnte. In der hintersten Ecke der Kammer warteten schließlich noch riesige, alte und wunderschöne Cattleya und Laelia auf einen die mit ihren Prachtblüten nur so angaben. Der Geruch von einigen Oncidium lockte uns in das nächste Gewächshaus, in welchem die verkaufsfertigen Pflanzen standen. Dort standen hauptsächlich Phalenopsis Hybriden, Paphiopedilum und Vanda, die mit riesigen und schrillen Bunten protzten und darauf warteten in den Verkaufsraum gestellt zu werden.
Es ging schnell weiter ins nächste Gewächshaus, wo Herr Wichmann uns einige mit winzigen Orchideen gefüllte Gurkengläser zeigte. Er erklärte uns das in einem separaten Labor Orchideen vermehrt werden, indem die Orchideensaat auf Agar-Agar Nährlösung in einem sterilen Gurkenglas ausgesät wird und diese dann einige Wochen im Labor heranwachsen. Die Gurkenglas Orchideen werden daraufhin in seinen Betrieb geschickt, wo sie noch einige Wochen in der Agar-Agar Nährlösung wachsen bevor sie in einen Container mit Rindensubstrat Pikiert werden. Wir stratzten durch die Phalaenopsis Abteilung hin zu den Jungpflanzen. Während wir dort Vanilla imperialis und Vanilla planifolia bestaunten, welche sich an Rankhilfen hochrankten, sahen wir in einer Ecke eine geringe Anzahl an Mexipedium xerophyticum. Mex. xerophyticum ist eine sehr besondere, in der freien Wildbahn fast ausgestorbene Orchidee aus Oaxaca, Mexiko von der wir im Botanischen Garten auch ein paar Klone haben.
Wir liefen sofort dort hin, bestaunten diese kleine Orchidee und fragten Herrn Wichmann über die Kultur ein Loch in den Bauch. Zuletzt bestaunten wir noch einige Naturformen, die in der Jungpflanzen Abteilung, von denen ich 3 Stück für einen kleinen Obolus ersteigern konnte. Wir liefen noch etwas durch den Verkaufsraum und führen dann auch schon wieder los zurück nach Hamburg.
Der Ausflug war sehr erfrischend und hat uns Azubis sehr Spaß gemacht. Wir haben viel über Saatreinigung und Saatlagerung gelernt und werden diese Tricks auch in der Ausbildung zukünftig anwenden. Vor allem bei Orchideen Wichmann haben wir viel gelernt, wir haben eine andere Art der Orchideen Kulturführung gelernt, konnten uns einige neue Orchideen anschauen, die wir vorher nicht bzw. nur aus Büchern kannten, haben über Meristemvermehrung bzw. Orchideenaussaat gelernt und konnten mehr über die Vanille und Mexipedium Kultur lernen.
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