Botanischer Garten wird Projektpartner bei "PhenObs"
14. Juli 2023

Im global agierenden Netzwerk PhenObs werden phänologische Beobachtungen in Botanischen Gärten weltweit koordiniert. Ziel ist, präzise die Auswirkungen klimatischer Veränderungen auf das Blüh- und Fruchtverhalten von Pflanzen zu untersuchen. Nun ist auch der Botanische Garten der Uni Hamburg dabei.
Frühling, Sommer, Herbst und Winter. Was blüht wann, welche Jahreszeit steht für was – das scheint relativ klar. Doch der Klimawandel hat großen Einfluss auf die Blühzeiten und Fruchtreife der Pflanzen und entsprechend der zum Teil dramatischen klimatischen Veränderungen findet auch bei den Pflanzen ein Prozess des Wandels und der Anpassung an die neuen Bedingungen statt.
Das globale Netzwerk „PhenObs“ wurde 2017 gegründet und ist ein globales Netzwerk Botanischer Gärten für phänologische Beobachtungen. PhenObs vereint Wissenschaftler, Studenten und Bürgerwissenschaftler in der Frage, welchen Einfluss der Klimawandel auf die Phänologie von krautigen Pflanzenarten hat.
Etliche Fragestellungen werden damit zu beantworten versucht: Welche Folgen hat es, wenn bestimmte Arten plötzlich früher blühen? Wie groß ist der Einfluss des Klimawandels auf das perfekt abgestimmte Zusammenspiel zwischen Pflanzen und ihren Bestäubern, zwischen groß- und kleinwüchsigen Pflanzen?
Die Phänologie und funktionelle Pflanzenmerkmale werden nach standardisierten Verfahren gemessen. Botanische Gärten sind hierfür ideal, da sie durch ihren Artenreichtum eine hervorragende Grundlage schaffen, um viele Pflanzenarten aus verschiedenen Lebensräumen zu erforschen.
Ziel ist ein besseres Verständnis und Wissen darüber, wie Klimaveränderungen die Wachstumsphasen von Pflanzen beeinflussen und welche Auswirkungen das für das Gleichgewicht der Ökosysteme hat.
Nun tritt auch der Botanische Garten Hamburg dem Netzwerk bei uns wird ab 2024 Daten erheben und dem Forschungsprojekt zur Verfügung stellen. Wir haben die Wissenschaftliche Leitung des Gartens dazu befragt:
Interview Thea Lautenschläger
Liebe Thea,
das Projekt „PhenObs“ untersucht den Einfluss des Klimawandels auf Blühzeiten und Fruchtreife von Pflanzen.
Das Projekt startete 2017 und umfasst inzwischen ein weltweites Netzwerk. Was war der ausschlaggebende Grund für den Botanischen Garten Hamburg, sich jetzt ebenfalls dem Projekt anzuschließen?
Auch Hamburg wird zunehmend mit Anpassungen an klimatische Veränderungen reagieren müssen. Viele Besucher beschreiben selbst ihre subjektive Wahrnehmung zu phänologischen Veränderungen in der Natur. Wir möchten helfen, diese subjektiven Eindrücke in objektiven Daten widerzuspiegeln und diese in einem größeren Rahmen nutzbar zu machen.
Was genau wird der Botanische Garten Hamburg im Zuge des Projektes machen, bzw. welche Pflanzen genau werden untersucht und welche Erkenntnisse erhofft man sich?
Wir werden einmal wöchentlich 34 Pflanzen im Garten untersuchen und ihren Zustand im Jahreslauf feststellen. Dafür gibt es ein klar definiertes Protokoll, um die Erhebungen bestmöglich vergleichen zu können. Dies ermöglicht es uns zukünftig, zeitliche und räumliche Vergleiche vorzunehmen.
Gibt es schon ganz konkrete Auswirkungen des Klimawandels, die im Botanischen Garten täglich festzustellen sind?
Auch wenn es immer schon wetterbedingte Unregelmäßigkeiten gegeben hat, so stellen wir in den letzten Jahren fest, dass längere Trockenperioden und heißere Temperaturen auch die Pflanzenwelt beeinflussen. Wir stellen im botanischen Garten unsere Bewässerungssysteme um, aber werden sicher langfristig auch mit einer Verschiebung von Artenzusammensetzungen arbeiten müssen. Gleichzeitig bemerken wir auch, dass der Frostschutz im Winter zunehmend reduziert werden kann. So können wir mittlerweile problemlos auch Pflanzen zeigen, die wir vorher nur mit hohem Aufwand positionieren konnten.
Die gesammelten Daten aller Akteure sollen in eine gemeinsame Datenbank einfließen. Was ist der große Wert dieser Datenbank und wie kann sie zukünftig genutzt werden?
Die Datenbank ermöglicht es uns, aber auch anderen wissenschaftlichen Institutionen weltweit, Veränderungen bei den biologischen Entwicklungsereignissen wie Blattentfaltung, Blüte, Fruchtbildung und Seneszenz zu beschreiben. Einerseits zeitlich, also über mehrere Jahre und Jahrzehnte hinweg, andererseits aber auch räumlich, denn die beobachteten Pflanzen werden zeitgleich in verschiedenen botanischen Gärten kultiviert.
Ausführliche Informationen zu dem "PhenObs"Projekt finden sich auf der PhenObs-Website.
Einen Beitrag im Hessischen Rundfunk, der auch das PhenObs-Projekt vorstellt, gibt es hier: